14.04.2025
Einladung zur feierlichen Einweihung des Kirchen-Epitaphs
Pressemitteilung 125/2025 der Stadt Bernau bei Berlin
Wenn die evangelische Kirchengemeinde mit Beginn der Karwoche die Winterruhe beendet und am Gründonnerstag wieder zum Gottesdienst in die Kirche St. Marien einlädt, können sich die Gemeindemitglieder und Gäste auf ein weiteres Highlight freuen. Im Rahmen des Gottesdienstes und einem anschließenden Abend(mahls)essen im Gemeindesaal wird das Rücker-Epitaph feierlich eingeweiht. Das große Stifterbild mit der beachtlichen Größe von 4,80 mal 4,50 Metern, dass Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden ist, hängt noch an seinem ursprünglichen Platz auf der rechten Seite im Chorumgang auf Höhe des Altars. Es zeigt das Motiv des Abendmahls und im Vordergrund des Bildes ist die Stifterfamilie zu sehen.
„„Es passt ganz wunderbar, dass wir das restaurierte Epitaph am Abend des Gründonnerstags einweihen werden, denn in diesem Gottesdienst erinnern wir uns an das letzte Abendmahl, das Jesus vor seinem Tod mit seinen Jüngern feierte", freut sich Pfarrerin Konstanze Werstat. Noch im vergangenen Jahr konnte die Kirche das Rücker-Epitaph restaurieren lassen. Zwei Monate lang, von Anfang November bis Ende Dezember, waren die Restauratoren Uta Matauschek und Dietrich Richter in der Kirche tätig. Sie reinigten das Gemälde und den aufwändig gearbeiteten Holzrahmen, bearbeiteten Schäden und gaben dem Bild eine schützende Schlussfirniss.
Ein Epitaph ist ein in der Kirche angebrachtes Gedächtnismal, mit dem an Verstorbene erinnert wird. Dabei wird ein biblisches Bildmotiv mit der Darstellung der Verstorbenen, oft auch der ganzen Familie verbunden, die dieses Bild gestiftet haben. In der St. Marienkirche hängen zwei besonders große und kunstvoll gearbeitete Epitaphien an sehr gut einsehbaren Plätzen im Chorumgang. Das Beling-Epitaph und das Rücker-Epitaph sind in einem größeren Stiftungszusammenhang zu sehen, wozu auch die Kanzel und der Taufstein der Kirche gehören. Johann Beling und Michael Rücker waren jeweils Bürgermeister von Bernau und waren über ihre Ehefrauen, die zwei Schwestern Elisabeth und Anna Hentze, miteinander verbunden.
Die Restaurierung des Rücker-Epitaphs kostete insgesamt 35.000 Euro und war nur aufgrund der Unterstützung vieler Beteiligten möglich. Die Stadt Bernau unterstützte im Rahmen einer Zuwendung die Restaurierung in Höhe von 16.000 Euro. 2.500 Euro stammen von der Stiftung Ernst-Koch, 3.600 Euro vom Förderverein der St. Marienkirche, 8.000 Euro sind Spendengelder, 1150 Euro stammen aus Kollektensammlungen und der Rest aus der Rücklage der Kirchengemeinde. „Wir sind sehr dankbar für die große finanzielle Unterstützung und hoffen, dass wir uns bei all jenen im Rahmen der feierlichen Einweihung bedanken können", so die Pfarrerin. Ein Dank gilt auch den Fachleuten, die an der Restaurierung mitgewirkt haben. „Neben den Restauratoren und der Projektleitung möchte ich auch den Mitarbeiten der Denkmalschutzbehörden danken. Es war eine tolle Gemeinschaftsarbeit", so Konstanze Werstat.
Im Zuge der Arbeiten in den letzten Monaten des vergangenen Jahres fanden die Restauratoren heraus, dass die Bilder Anfang des 19. Jahrhunderts letztmalig aufgearbeitet wurden. „Es war höchste Zeit, den Verfallsprozess aufzuhalten. Dabei wurde auch festgestellt, dass das Bild an der linken Seite einen Brandschaden erlitten hatte und der zerstörte Teil damals ersetzt und im Malstil des frühen 19. Jahrhunderts wiederhergestellt wurde. Deshalb sah das Gesicht der Stifterfigur Michael Rücker ganz anders aus als die Gesichter der übrigen Familie, die im Renaissancestil gemalt waren. Von dieser Entdeckung und der Rekonstruktion der ursprünglichen Darstellung und vielen weiteren spannenden Details werden die beiden Restauratoren am 30. April 2025 um 19 Uhr im Rahmen eines Vortrages im Gemeindezentrum der Kirchengemeinde berichten", erzählt die Pfarrerin.
Die Aufarbeitung der Stiftungsbilder sind der Pfarrerin, ihrem gesamten Team und der Stadtverwaltung so wichtig, da die Bilder Kirchengeschichte, Stadtgeschichte und Familiengeschichte in der Kirche erzählen. „Die St. Marienkirche spielt damals wie heute eine wichtige Rolle im städtischen Alltag. Sie ist Kulturort, sie ist Ort des Miteinanders, des Gedenkens und des Glaubens. Die Geschichte von Kirche und Stadt ist in Bernau eng verbunden und ich freue mich, dass wir uns beteiligen können, um einen wichtigen Teil der Stadt- und Stadtkirchengeschichte zu sichern", so Bernaus Bürgermeister André Stahl. Er freut sich weiterhin, dass die Stadtverordnetenversammlung kürzlich auch der Restaurierung des zweiten Epitaphs, des Beling-Epitaphs, eine Förderung von 19.000 Euro zugesagt hat.
Beide Stiftungsbilder – das restaurierte Rücker-Epitaph und das noch zu restaurierende Beling-Epitaph, sind im Rahmen des Gottesdienstes zur Einweihung am Gründonnerstag, dem 17. April 2025, um 18 Uhr zu bestaunen.