24.10.2024
Stadtarchiv startet Projekt zum Bestandserhalt
Pressemitteilung 417/2024 der Stadt Bernau
Die Vorbereitungen im Stadtarchiv auf dem Kulturhof laufen seit Wochen auf Hochtouren. Demnächst wird das erste Drittel der 100 laufenden Meter historischer Akten abgeholt, um sie zu reinigen und somit langfristig zu sichern. Das Stadtarchiv hat mit dem Projekt „Reinigung, Verpackung und Schadensbilderfassung des Teilbestands Magistrat der Stadt Bernau I" eine dreijährige Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) erhalten. Somit werden in jedem Förderungsjahr etwa 33 laufende Meter der historischen Akten in Angriff genommen.
Stadtarchivarin Katrin Busch freut sich über die Maßnahme zum Erhalt des Kulturguts: „Für das Stadtarchiv ist das ein ganz wichtiger erster Schritt, um zum einen die Originale zu erhalten und zum anderen, um weitere Schritte wie Restaurierung oder Digitalisierung zukünftig gehen zu können. Aber insgesamt wird dieser Schritt für ein Großteil der Akten ausreichend sein, um sie zu erhalten." Die 100 Meter laufende Akten bestehen aus ca. 4.500 Aktenbänden, die in wenigen Tagen von der Fachfirma Paperminz Bestandserhaltung aus Leipzig abgeholt werden. In Leipzig werden die gebundenen Papiere beziehungsweise Dokumente mit preußischer Fadenheftung gereinigt, das genaue Schadensbild erfasst und fachgerecht verpackt. „Zu den Schäden gehören Verschmutzungen an den Rändern und Flecken, Verformungen, mechanische Schäden, Schimmel und Stockflecken", erklärt Katrin Busch. Die Schadensbilderfassung ist für die Stadtarchivarin wichtig, um entscheiden zu können, an welchen Dokumenten eine Restaurierung notwendig wird. Außerdem ist das Projekt ein wichtiger Schritt, um langfristig den Nutzenden des Archivs gute Arbeitsbedingungen zu verschaffen.
Die älteste Akte stammt aus dem Jahr 1519. „Der Zeitraum des Teilbestands Magistrat Stadt Bernau I umfasst den Zeitraum der ältesten Akte aus dem Jahr 1519 bis 1945. Er dokumentiert umfangreich und einmalig das Wirken der städtischen Behörden, des Rats, städtischer und anderer Einrichtungen sowie der Bürger und Persönlichkeiten der Stadt", erzählt die Stadtarchivarin. In allen preußischen Gemeinden hießen die Verwaltungen Magistrate. Die Dokumente, die nun gereinigt werden, zeigen die historischen Entscheidungen der Stadt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf.
Der Magistrats-Bestand gibt Auskunft über Belange der Stadt, z. B. in den Bereichen Verwaltung und Verfassung, Kirche und Profession, Handel, Handwerk und Gewerbe, Besitzungen, Finanzen und Abgaben, Bürgerschaft, Schul- und Sozialwesen, Verkehr und Bauwesen. „So belegen die Akten die städtischen Bemühungen zur Förderung bestimmter Handwerkszweige, z. B. das Textil- und Seidenweberhandwerk oder das Bierbrauerhandwerk. Allesamt Gewerke, die zu verschiedenen Zeiten in Bernau florierten", so die Archivarin.
Auch bedeutende Persönlichkeiten der Stadt finden Niederschlag in den 100 laufenden Meter Akten: So enthalten sie Informationen von Tobias Seiler (1681-1741). Der Theologe war Archidiakon und Schullehrer der Stadtkirche St. Marien und verfasste ab 1720 eine Chronik der Stadt Bernau. Nachzulesen ist auch, dass August Wernicke (1843-1912) u. a. als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung und Vertreter der Kirchengemeinde wirkte. Auch er verfasste zwischen 1886 und 1894 eine umfassende Chronik. „Es finden sich Originalhandschriften beider Chronisten bei den Akten", so Katrin Busch.
Das dreijährige Projekt wird zu 50 Prozent aus dem BKM-Sonderprogramm über die Koordinierungsstelle zur Erhaltung schriftlichen Kulturgutes, Projekte zur Erhaltung schriftlicher Originale finanziert. Die Fördersumme beträgt 65.250 Euro.
Informationen zur Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK) gibt es auf der Interseite www.kek-spk.de.
Gefördert wird das Projekt „Reinigung, Verpackung und Schadensbilderfassung des Teilbestands Magistrat der Stadt Bernau I" durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK) aus Mitteln des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).